2019 – Requiem (Mozart)

Ein wahres Requiem – Stieldorfer Kirchenkonzert am 17. November 2019

Die ausgezeichnete Einführung im Programmheft zum Stieldorfer Kirchenkonzert „Der Tod in Wort und Musik“ machte den Charakter dieses besonderen Abends unter der Leitung Bettina Ostenraths deutlich: Das einzigartig berührende Requiem des nur 35 Jahre alten Wolfgang Amadeus Mozart (KV 626 von 1791 – seine letzte Komposition) muss wieder aus dem Konzertsaal und der Atmosphäre reinen Kunstgenusses in den sakralen Raum der Kirchenmusik und der Glaubenswelt zurückgeführt werden. Dazu hatte Bettina Ostenrath mit ihren Musikern ein bemerkenswertes Konzept entwickelt. Der frühe – und nassgraue – Novemberabend begann und endete mit Glockenschlägen, er brachte nur die von Mozart selbst komponierten Sätze zu Gehör (nicht die komplette „Süßmayr-Fassung), und er teilte die Sequenzen des Requiems durch Lesungen eines Mozartbriefs, Lyrik von Nelly Sachs und aus der Offenbarung Johannis, dazu auch zwei kurze Kirchenmusiken Mozarts (Laudate Dominum und Ave verum corpus). Vier gregorianische Choräle klangen zudem von der Empore als Rückbesinnung auf die Wurzeln eines Requiems – also einer Messe zum Totengedenken.

So war es ein Abend, der vom Hörer ungeteilte Konzentration verlangte wie auch von allen Ausführenden große Kunstfertigkeit. Der ach so „beseligende“ Wolfgang Amadeus fordert in der Tat musikalisch das Maximum, wie jeder Ausübende nur zu gut weiß. Bettina Ostenrath hatte zu „ihren“ vertrauten Chören – Evangelisch Hangelar-Holzlar und Katholisch Cäcilia Heisterbacherrott – eingeladen: das Solistenquartett Susanne König, Katharina Georg, Thomas Klose, Frederik Schauhoff, die Münsterschola Bonn unter Prof. Dr. W. Bretschneider (Gregorianische Choräle), ein 20-köpfiges Orchester, Christian Frommelt an der Orgel sowie den sehr eindrücklichen Jochen Koutny aus Thomasberg als Rezitator.

Da diese Requiem-Interpretation im wahrsten Sinne des Wortes nur als ein Gesamtkunstwerk zu würdigen ist, das in hohem Maße überzeugte und gelang, dürfen hier nur wenige Momente besonders herausgehoben werden. Das waren ohne Frage der Bass-Einsatz beim Tuba mirum (der wundersame Laut der Posaune), das ergreifende und versöhnliche Ave Verum der Chöre, die völlige Erstarrung beim Einsetzen der Glockenschläge und die Stille nach dem Lacrimosa des Requiems, den letzten Noten aus Mozarts Feder – die durchaus noch länger hätte dauern können … So dankten die Zuhörer den Künstlern und der Musik auch „nur“ durch ihr stilles Erheben von den Plätzen. Bettina Ostenrath und ihren Chormitgliedern sei von Herzen eine gelungene Fortsetzung des Programms im Jahr 2020 gewünscht.

Holger Weitenhagen